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Kommunikation in polyamoren Beziehungen

Kommunikation ist in einer Beziehung ja immer ein wahnsinnig wichtiger Baustein. Je mehr Menschen dazu kommen, desto komplexer wird das Ganze allerdings. Verschiedene Meinungen, Ansätze, Wünsche…und all das muss man irgendwie auf einen Nenner bringen.

Ehrlichkeit als Grundpfeiler

In jeder Beziehung ist Ehrlichkeit ein Schlüssel zum Erfolg, aber in polyamoren Beziehungen ist sie von entscheidender Bedeutung. Dies bedeutet, offen über die eigenen Gefühle, Bedürfnisse und Wünsche zu sprechen. Ist das immer einfach? Definitiv nicht. Ich meine manchmal weiß ich ja selbst noch nicht mal was ich eigentlich gerade will und dann soll ich das noch meinen Partnern mitteilen?

Was mir geholfen hat war eine sehr offene Kommunikation von Anfang an, wir haben Grenzen abgesteckt und wirklich schon zu Beginn der Beziehung auch über unangenehme Dinge gesprochen. Was wäre wenn…

Kann man hierbei auch viel zerreden? Ja! Wie bei allem gilt es einen geeigneten Mittelweg zu finden.

Manipulation und Egoismus

Wenn man Polyamorie nur benutzt, um „Fremdgehen“ zu entschuldigen, dann bringt aber auch das alles nichts.

Das scheint allerdings leider keine Seltenheit zu sein. Immer wieder höre ich von Menschen, die so reagieren oder aber aus völlig egoistischen Beweggründen. „Ich lebe polyamor und entweder du kommst damit klar oder du gehst“ war ein Satz den ich mal gehört habe und der mich menschlich sehr sehr abgeschreckt hat. Wichtig sind die Bedürfnisse aller Partner! Und niemanden sollte sich zu etwas drängen lassen, das er nicht möchte.

Polyamorie funktioniert nicht für jeden und das sollte auch zu jeder Zeit akzeptiert werden!

Dein Partner setzt dich unter Druck oder akzeptiert deine Grenzen nicht? Sprich bitte mit jemandem darüber und such dir Hilfe.

Dies geht im Freundeskreis oder aber auch auf Stammtischen. Auch therapeutische Hilfe kann in manchen Situationen sinnvoll sein.

Kommunikation über Bedürfnisse und Grenzen

Der wichtigste Punkt am Anfang ist: Funktioniert das für alle Beteiligten? Kann sich jeder vorstellen, den Partner „zu teilen“? Ist überhaupt genug Zeit vorhanden um mehr als eine Beziehung zu führen oder macht man es wie wir und zieht nach kürzester Zeit zusammen? (Das sollte aber wohl überlegt sein und funktioniert definitiv nicht in jeder Konstellation)

Auch emotional bedeutet das viel Arbeit. Wie fühle ich mich wenn mein Partner plötzlich zwei (oder mehrere) neue Menschen liebt? Wie gehe ich mit Eifersucht um? Welche physischen Grenzen habe ich, also was ist für mich ein rotes Tuch, wenn es zwischen den beiden anderen passieren würde? Für mich war es so: Ich liebe meinen Mann und meine Frau. Wenn ich anfangs arbeiten war und wusste, die beiden waren im Homeoffice, dann ist mein Kopfkino mit mir durchgegangen. Das war echt nicht einfach. Erst als wir darüber gesprochen haben, konnte ich ruhiger werden. Ich wusste dann was bei den beiden passiert und was eben nicht und damit ging es mir wesentlich besser. Ich habe in dem Moment die Bestätigung bekommen, die es benötigt hat.

Eifersucht und Unsicherheit ansprechen

Eifersucht und Unsicherheit sind in einer polyamoren Beziehung keine Seltenheit. Wenn man diese Gefühle unterdrückt kommt das dabei raus was ich gerade beschrieben habe. Im schlimmsten Fall wird es zu Wut oder anderen negativen Gefühlen, die sich (teilweise auch völlig unbewusst) gegen die Partner richten können. Um das zu verhindern hilft es, wenn sich alle Beteiligten an einen Tisch setzten ( so genannte Küchentisch-Polyamorie 😉 ) und man alles anspricht was sich seltsam anfühlt. Dann kann man gemeinsam nach Lösungen suchen, um diese Gefühle wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Manches erfordert auch einfach etwas Zeit und immer wieder liebevolle Bestätigung.

Die Bedeutung von Zeitmanagement

Ohne geteilten Kalender geht bei uns nichts. Je mehr Menschen sich in dem Polykül befinden umso schwieriger wird die Planung. Jeder hat seine eigenen Termine und dann möchte jeder Partner noch seinen Anteil an Zeit bekommen. Niemand möchte sich vernachlässigt fühlen oder im schlimmsten Fall sogar ignoriert. Gleich zu beginn der Beziehung sollte daher über sowas gesprochen werden. Wie viel Zeit ist mir wichtig? Reicht es mir, den Partner einmal pro Woche zu sehen oder benötige ich mehr um mich wohlfühlen. Im Idealfall passen diese Vorstellungen dann auch noch zusammen. Da wir zusammen wohnen erleichtert das bei uns natürlich vieles aber die Termine bleiben. Die Kinder haben Sport, Elternabend, Freundetreffen etc, und wir haben auch den restlichen ganz normalen Alltag. Gute Absprachen und Organisation erleichtern auch hier sehr vieles.

Das klingt am Anfang sicher erstmal sehr kompliziert aber es spielt sich recht schnell ein.

Kommunikation außerhalb der Beziehungen

Auch nach außen sollte die Kommunikation stimmen. Das beinhaltet Gespräche über einen Partner, der im Moment nicht anwesend ist und Gespräche mit Familie, Freunden und eventuell Kollegen.

Dass man nicht schlecht über andere Menschen sprechen sollte ist glaube ich klar. Aber auch sich über den Partner zu beschweren, der gerade nicht anwesend ist kann zu Problemen führen. Sprecht dann lieber miteinander wenn alle anwesend sind und der andere auch seine Meinung dazu sagen kann.

Je nachdem, wie öffentlich man die Beziehung lebt kann es nötig werden, mit den Mitmenschen darüber zu sprechen. Nichts ist unschöner als der Kollege der zu einem kommt mit: „ich hab dich gestern gesehen, das war aber nicht dein Partner!“

Sprecht darüber wenn ihr euch damit wohl und sicher fühlt, versucht Fragen zuzulassen und helft dem Gegenüber zu verstehen. Es gibt immer noch viele Vorurteile und Missverständnisse, die man mit Gesprächen oft schnell aus der Welt schaffen kann.

Sprecht dabei respektvoll mit eurem Gegenüber und versucht Geduld aufzubringen, manchmal dauert es bis man alte Denkmuster auflösen oder verändern kann.

Denkt daran: in erster Linie geht es um euch und darum, dass es euch gut geht.

Bleibt offen, liebevoll und vor allem kommunikativ.

Ich würde mich freuen, wenn ihr eure eigenen Erfahrungen mit dem Thema hier unter dem Beitrag teilt.

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